Ein offenes Labor für sozial- und kulturanthropologische sowie interdisziplinäre Wissenschafts-, Umwelt-, Medizin- und Technikforschung

Das Konzept der NatureCultures oder „Natur(en)Kulturen“ stellt die nicht nur für die westliche Moderne bedeutsame Trennung zwischen Natur und Kultur in Frage und schlägt andere, beide Bereiche verbindende Denkweisen vor. Zur Analyse von „hybriden“, „techno-wissenschaftlichen“ Entitäten wie geklonten Schafen, tiefgefrorenen Embryonen oder Fieber­detektoren an internationalen Flughäfen werden neue Forschungsprogramme entwickelt, die Perspektiven aus ganz unterschiedlichen Disziplinen und Feldern verknüpfen.

Gesellschaftliche Problem­stellungen von hoher Dringlichkeit – vom Klimawandel über die Bekämpfung globaler Epidemien bis hin zu Fragen ökologisch verantwortbaren Wirtschaftens – sind ganz offensichtlich an den Schnittstellen von Kultur und Natur angesiedelt. Diese Entwicklungen fordern die Kultur- und Sozialwissenschaften nachdrücklich dazu auf, ihre Perspektiven auf Menschen, Umwelt und andere Lebewesen sowie ihren Anthropozentrismus neu zu durchdenken und das Zusammenleben heute und in Zukunft konstruktiv mit zu gestalten. Die Denkbewegung der NaturenKulturen-Forschung nimmt dabei nicht nur neue (bio-)technologische Entwicklungen als entscheidenden Motor der Vermehrung von quasi-natürlichen Objekten in den Blick, sondern untersucht Phänomene der Vermischung und materiell-semiotische Praxen in allen Bereichen an der Schnittstelle von Natur und Kultur.

Bislang ist die NaturenKulturen-Forschung vor allem im angloamerikanischen Raum angesiedelt. Das Bremen NatureCultures Lab zielt darauf ab, diese neue Forschungs­perspektive an der Universität Bremen zu verankern. Seit dem Sommersemester 2014 werden im Rahmen einer offenen Forschungswerkstatt gemeinsam aktuelle Arbeiten aus Sozial- und Kulturanthropologie/Ethnologie, Science and Technology Studies, Human- und Kulturgeographie sowie angrenzenden Gebieten rezipiert und diskutiert. In der Auseinandersetzung mit neuen Konzepten wie „multi-species ethnography“ oder „multinatural geographies“ sollen kollaborative Forschungsperspektiven und innovative Fragestellungen im Bereich der NaturenKulturen entwickelt werden.