How many bodies can we have? – Methodische und methodologische Überlegungen zu phänomenologischen und materiell-semiotischen Körperkonzeptionen
Mon, 8.1.2018 | 12:15-13:45 | SFG 2210
Phänomenologische und materiell-semiotische Konzeptionen von menschlichen Körpern erscheinen zunächst in ihren Vorannahmen, Interessen und Resultaten unterschiedlich, wenn nicht unvereinbar. In den material semiotics handelt es sich um Körper-im-Werden (bodies-in-becoming/bodies-in-progress), die in Praktiken hergestellt werden, an denen menschliche und nichtmenschliche Akteure gleichsam beteiligt sind. Der phänomenologische Eigenleib (corps propre), also der gelebte und gespürte Körper, verankert den Menschen in der Welt und ermöglicht Erfahrung. Er ist, im Unterschied zum von außen wahrgenommenen Körper, immer schon da. Eine Möglichkeit wäre nun, diese Körper nebeneinander bestehen zu lassen, als bodies we are, bodies we have und bodies we do (Mol and Law 2004).
In meinem Vortrag möchte ich jedoch mithilfe meines ethnographischen Materials zu Hebammenpraktiken in Deutschland darüber nachdenken, wie diese Körper zusammengebracht werden können. Besonders interessant erscheint mir daran, dass die bodies we do unter Berücksichtigung von experiences-in-practices etwas an ihrer unausweichlichen Vorläufigkeit verlieren, während die bodies we are, umgekehrt, destabilisiert werden. Phänomene wie ‚Wehen‘ und ‚Wehenschmerz‘ können somit als experiences-in-practices beschrieben werden, an deren Entstehung und mehr oder weniger vorläufigen Stabilisierung über die Zeit bestimmte Techniken, Dinge und Umgebungen beteiligt sind.
Mol, Annemarie, and John Law. 2004. “Embodied Action, Enacted Bodies: The Example of Hypoglycaemia.” Body & Society 10 (2–3): 43–62. doi:10.1177/1357034X04042932.
Annekatrin Skeide is PhD candiate at the University of Amsterdam (Faculty of Social and Behavioural Sciences, Programme group: Anthropology of Health, Care and the Body).